Der nächste Flug. Alles auf Anfang. Eine andere Kultur. Sieben Tage. Thailand, das Land der Kontraste. Das letzte Kapitel meiner fast einjährigen Reise.
Der erste Schritt vor das Flughafengebäude. Ich bin durchgeschwitzt. Mit kuscheligen 32 Grad Celsius begrüßt mich Bangkok um 2 Uhr morgens. Die zurückliegenden neun Stunden im Flieger von Australien aus haben ihre Spuren hinterlassen. Ein Bett wäre jetzt schön. Doch zu allererst muss ich mich noch mit einer Sache rumschlagen, die mir bereits vorher Bauchschmerzen bereitet hatte. Taxifahren.
Mit meinem riesigen Rucksack, der mich glatt überragt, bin ich ein gefundenes Fressen für alle Fahrer, die an diesem Morgen gerne etwas mehr verdienen möchten. Taxameter? Funktioniert gerade nicht. 1000 Baht, 25 Euro also, möchte der Erstbietende. Glücklicherweise habe ich zuvor wertvolle Tipps in Australien von Mitreisenden erhalten. Ein Taxifahrer, der schließlich auch mit Zählmeter losfährt ist schnell gefunden. Ich hatte ihm versprochen aufzurunden – komme, was wolle. 400 Baht werden es schließlich, aufgerundet. Ich gebe natürlich Trinkgeld, auch wenn das den Taxifahrer verwirrt.
Im vollklimatisierten Hostel angekommen, rief gegen 4 Uhr morgens schließlich das wohl ersehnte Bett. Vier Stunden später sitze ich am Frühstückstisch. Neben mir nimmt Stephanie Platz, die ebenfalls von Augenringen gezeichnet ist.
Gemeinsam ging es anschließend mitten rein ins Getümmel des heißen Bangkoks. Mehr als vierzehn Millionen Einwohner vereint die Metropolregion. Hohe Häuser gibt es nicht wirklich, die Stadt erstreckt sich über eine riesige Fläche. Mehr als drei Stunden dauert es, um von der einen Seite zur anderen zu fahren. Und so lassen Stephanie und ich mich in den Bann ziehen.
Stinkige Seitengassen. Glitzernde Fassaden und Leuchtreklamen. Arme Menschen. Reiche Touristen. Freundliche Thailänder. Skrupellose Kriminelle. An jeder Straßenecke präsentiert sich ein anderes Bild. Es sind Kontraste, die beeindrucken und zugleich sprachlos machen.
Und doch kann man Bangkok mögen. Mir werden viele Momente in Erinnerung bleiben. Momente, in denen Stephanie und ich uns kurz angucken mussten, um zu realisieren, dass das eben wirklich passiert war. Beispielsweise lud uns eine thailändische Familie auf der Fähre, die das geografisch durch einen Fluss getrennte Bangkok verbindet, zum Abendessen ein und bezahlte uns obendrein noch das Ticket für die Überfahrt. Weiter ging’s mit zwei älteren Leuten, die an einem kleinen Straßenimbiss neben uns aßen und uns ständig kostenlos mit Nachschub versorgten. Es folgte ein tolles Gespräch.
Laut loslachen mussten wir jedes Mal, als wir nach Fotos gefragt wurden. Ja, Thailänder und Touristen aus anderen asiatischen Ländern waren nach Schnappschüssen mit uns aus. Nicht zuletzt, weil wir zwei Köpfe größer waren als alle anderen um uns herum.
Die folgenden zwei Tage verbrachte ich mit einer riesigen Gruppe, die nicht nur aus Leuten bestand, die im selben Hostel wie ich nächtigten, sondern auch Schlafgäste aus den umliegenden Schlafstätten umfasste. Bekanntlich war ich nahe der Khao San Road untergekommen, die für Bangkok quasi so etwas wie die Karl-Liebknecht-Straße für Leipzigs ist. Und hier zogen wir um die Häuser und testeten vermutlich jeden einzelnen Stand aus, an dem neben frittierten Skorpionen auch Pad Thai sprich gebratenen Nudeln über die Theken gingen.
Die Gruppe war leider so groß, dass ich nach der kurzen Vorstellungsrunde eigentlich schon wieder alle Namen vergessen hatte. Die von Nick, der in England zu Hause ist, Brian, der von Kanada aus über den „großen See“ geflogen ist und Jacqui aus Australien sollten mir letztlich aber länger in Erinnerung bleiben. Denn dieses Trio durfte ich später noch einmal sehen und erleben. Für mich ging es kurz darauf nämlich nach Chiang Mai. Eine Stadt, die im thailändischen Nordwesten liegt.
Ich entschied mich für eine zwölfstündige Zugfahrt im Schlafzug. Und die entpuppte sich als ziemlich gute Entscheidung. Nicht zuletzt, weil sich tolle Leute in mein Abteil gesellten. So machte ich zu erst Bekanntschaft mit Theo und Ben, die in Amerika zu Hause sind. Obendrein teilte ich die beiden Doppelstockbetten, die quasi gegenüber im Zug stehen und ausklappbare Pritschen sind, mit einer thailändischen Familie. Über mir schlief der Familienvater, auf der anderen Seite seine Schwiegermutter, unten drunter seine Frau mit Kind.
Ich konnte nicht einschätzen, ob ich vielleicht hungrig aussah, jedenfalls versorgte mich die Familie mit allerlei Leckereien. Da der Familienvater nach dem ersten Nein meinerseits nicht einknickte, gab‘ ich mich der vollen Ladung Nudeln mit Geflügel, Schokolade und frischem Gemüse hin. Nicht miteinander kombiniert, aber in dieser Reihenfolge. Verstanden haben wir gegenseitig übrigens kein Wort. Aber als ich beide Handflächen zusammengeklappt vor mir auf- und abbewegte um ein Dankeschön zu symbolisieren kam eben jene Bewegung und ein dickes Lächeln zurück. Es sind solche Momente, die mir hoffentlich lange in Erinnerung bleiben werden.
In Chiang Mai angekommen, landete ich zur Überraschung aller zufällig im selben Hostel wie Nick, Brian und Jacqui. Und so machten wir darauf die Stadt unsicher. Chiang Mai entpuppte sich verglichen mit Bangkok als Wohlfühloase. Grün soweit das Auge reichte. Viele historische Tempel und Anlagen. Und selbst die Menschen waren noch freundlicher als in Bangkok, auch wenn das nur schwer zu toppen war. So gönnten wir uns eine Massage für umgerechnet zwei Euro, verfolgten einen thailändischen Boxabend für umgerechnet zehn Euro und schlugen uns für schlappe drei Euro den Bauch bei einem Buffet voll.
Am Abend schlenderte ich zusammen mit Ben und Theo, die ich bekanntlich im Zug kennengelernt hatte, über den riesigen Nachtmarkt. Hier gesellte sich noch Lucy dazu, die in Neuseeland zu Hause ist. Wir hatten natürlich allerhand an Geschichten und Anekdoten auszutauschen.
Während alle anderen darauf den erweiterten Norden Thailands ansteuerten, ging es für mich zurück nach Bangkok. Hier schloss ich noch Freundschaft mit Antoine aus Frankreich sowie Finn aus Irland. Gemeinsam machten wir noch einmal abschließend Bangkok unsicher. Es folgten tolle Gespräche mit den beiden. Für Antoine ging es anschließend nach Chiang Mai und für Finn nach Neuseeland.
Die sieben Tage im Land der Kontraste zogen wahnsinnig schnell dahin. Doch im Endeffekt war die Zeit perfekt, um ein Gefühl für Asien zu entwickeln. Denn genau mit diesem Ziel war ich schließlich nach Thailand gereist. Und lasst Euch sagen, abseits der stickigen Großstädte fühlt sich das Land wirklich gut an!
Wie Ihr es bereits ahnt, markierte meine Zeit in Thailand das Ende meiner gut einjährigen Reise. In Kürze werde ich Euch berichten, wie es sich anfühlt, wieder „zurück“ zu sein und in den Alltag einzutauchen. Bis dahin! 😉
lieber Martin, ist schon irgendwie schade dass deine Zeit in der Ferne nun vorbei ist.
Habe deine Berichte immer sehr gern gelesen, da ich mich selber gut hinein versetzen konnte (hatte dir am Anfang deiner Reise schon mal geschrieben, dass ich 4 Monate durch bzw. rund um Australien gereist bin, und auch in Thailand war und USA…) Ich wünsche dir nun eine gute Heimreise und dass du hier wieder gut zurecht findest;-) Alles Liebe und Gute, Manu.. (aus Torgau)
Liebe Manuela,
vielen Dank für deine lieben Worte und dafür, dass du meine Reise so intensiv verfolgt hast. Das freut mich riesig! Danke!
Liebe Grüße
Hallo Martin . Einfach super die Fotos schaute sie mir mehrmals an man entdeckt immer wieder was neues. Und du schreibst so gut das man alles aufsaugt. Und weißt du was ich bin glücklich das du wieder da bist. Bussi Mutsch
Einfach genial und Hallo,
es muss umwerfend gewesen sein, all diese Eindrücke von Menschen aus diesem Land mitzunehmen. Ich freue mich mit Dir, dass Du so viele Leute kennenlernen konntest und immer schnellen Anschluss gefunden hast. Nun hat Dich der Alltag zurück und ich wünsche Dir, dass Du fix wieder reinfindest und vieleicht sind ja schon neue Reisepläne vorhanden.
Ich wünsche Dir alles Gute und vieleicht sieht man sich ja mal wieder
Liebe Grüße dBadN