Aus dem Großstadtdschungel in die Wildnis: Drei abenteuerreiche Tage verbrachte ich auf der weltgrößten Sandinsel Fraser Island, die nördlich von Brisbane liegt. Dort erwartete mich eine zusammengewürfelte 22-köpfige Gruppe, ein abgedrehter Reiseführer sowie flauschige Dingos, mit denen man lieber nicht kuscheln sollte.
Um zeitlich anzuknüpfen: Nachdem Surfers Paradise von mir nur die Note mangelhaft erhielt, ging es direkt weiter nach Brisbane. Ein wahrer Lichtblick, da sich Surfers Paradise leider nur als Ort für feuchtfröhliche Sausen entpuppte. Brisbane hingegen versprühte ein ganz anderes Flair. So sind die stressigen Bezirke der Stadt und die, in die man sich gerne zum entspannen zurückzieht, räumlich durch einen breiten Flußlauf getrennt. Wer es mag, durch die Einkaufsstraßen zu flanieren, ist rund um die Queen Street genau richtig. Vom ruhigen Kangaroo Point oder der bunten Southbank, auf der anderen Uferseite, hat man einen beeindruckenden Blick auf die Hochhäuser, die das Zentrum vereint. In meinem persönlichen Vergleich der australischen Großstädte hat Brisbane sich dadurch Platz eins ergattert.
Eine abwechslungsreiche und schöne Zeit in eben jener Stadt bescherten mir Alina, Sascha und Lukas, die allesamt in Deutschland zu Hause sind. Alina, die in Heidelberg Humanmedizin studiert, hatte in Australien einen Zwischenstopp eingelegt, bevor es nach Neuseeland ging. Dort sollte es für sie ein großes Wiedersehen geben, denn Alina hat vor einiger Zeit ein ganzes Schuljahr in Neuseeland absolviert. Sascha, der nicht unweit entfernt von Stuttgart wohnt, hat gerade sein Studium abgeschlossen und nutzt die Zeit folgerichtig, bis er grünes Licht für seine Abschlussarbeit erhält. Lukas ist in Nürnberg zu Hause und ein musikalisches Ass mit eigener Band. Kennengelernt hatten wir uns allesamt im Hostel. Gemeinsam ging es an einem sonnigen Tag mit der kostenlose Fähre ans andere Ende der Stadt. Von dort aus wanderten wir entlang der Küste zurück zum Zentrum. Unterwegs machten wir Halt in Chinatown, das sich leider nur als asiatisch angehauchte Seitenstraße entpuppte.
Schon kurz darauf hieß es wieder Abschied nehmen. Während es für Sascha, Lukas und Alina weiter gen Süden ging, brach ich in Richtung Norden nach Fraser Island auf. Und auf der größten Sandinsel der Welt sollte mich ein echtes Abenteuer erwarten.
Los ging es am frühen Morgen: Abgeholt wurden weitere Teilnehmer der Gruppe, darunter Julia aus Österreich, Sarah aus Frankreich sowie Jacky aus Singapur, direkt am Hostel. Schon von weitem konnte man die röhrenden Motoren der PS-Kolosse hören. Und dann machten wir Bekanntschaft mit Josh, unserem Tourguide. Vielleicht 1,50 Meter groß, ausgestattet mit langem Bart, Sonnenbrille, einem einnehmendem landestypischem Akzent und immer einen lustigen Spruch auf Lager.
Auf den kuscheligen Rückbänken des Jeeps wurden wir bereits auf dem Weg zum Supermarkt leicht durchgeschüttelt. Ein Vorgeschmack. Nach einer kurzen Erläuterung der Begebenheiten ging es auch schon los in Richtung Fähre. Auf dieser blieb genug Zeit, um sich gegenseitig zu beschnuppern. Die Gruppe umfasste insgesamt 22 Teilnehmer. Neben einigen Deutschen waren sonst alle erdenklichen Nationen vertreten.
Eine besondere Verbindung spührte ich gleich auf Anhieb mit Sara aus Italien, Ryan aus England, Sarah aus Frankreich sowie Julia aus Österreich. Als sehr gute Gesprächspartnerin entpuppte sich Sara, die in Venedig zu Hause ist. Vor allem, weil die putzige Italienerin ebenfalls seit bereits elf Monaten umherreist.
Entlang ging es an schier endlos langen Küstenabschnitten. Auf den Stränden selbst geht es zu wie auf einer Fernstraße. Immer wieder tauchen am Horizont Jeeps auf, die schon kurz darauf an einem vorbeisausen und eine Sandwolke hinterlassen.
So kam es, dass wir unterwegs mit den flauschigen Bewohnern der Insel in Kontakt kamen: Dingos. Streicheln möchte man die Raubtiere nicht. Und schon gar nicht alleine über die Insel laufen. Deswegen hatte uns Josh klargemacht, dass wir immer unseren Dingo-Freund bei uns haben, falls wir mal kurz von der Gruppe verschwinden sollten.
Allgemein hatte die über drei Tage andauernde Tour allerhand zu bieten und wird vermutlich als Höhepunkt meiner Reise durch Australien eingehen. So steuerten wir als Kolonne mehrere Aussichtspunkte und schöne Seen an, an denen wir die schöne Aussicht genießen oder uns abkühlen konnten. Wer Lust hatte, durfte übrigens selber ans Steuer eines Jeeps. Nach einer kurzen Einweisung ging’s auch schon los. Josh hielt über Funk im Führungsfahrzeug die beiden nachfolgenden Gefährte auf dem Laufenden.
Steckengeblieben waren wir übrigens nur einmal. Ein bisschen manövrieren half aber schnell. Und so verbrachten wir allesamt eine schöne Zeit, die für den Großteil der Gruppe bereits am zweiten Tag endete. Der verbleibende Teil – mich eingeschlossen – hatte nämlich die Tour gebucht, die sich über drei Tage erstreckte.
Ich ließ es mir nicht nehmen, mit den Abreisenden zur Fähre zu fahren. Denn auf dem Rückweg waren es nur Josh und ich, die wieder zurück, zur anderen Seite der Insel fuhren. Und hier ließ der Australier die Pferdestärken des verbauten Lkw-Motors aufheulen. Wir nutzen die Zeit aber auch, um ins Gespräch zu kommen. Und dabei offenbarte Josh einen beeindruckenden Werdegang. Vom Ausbilder im Militär und Soldat im Irak zum Kurrierfahrer, Jäger im Dschungel, Koch im Restaurant bis hin zum Automechaniker. Der 1,50 Meter große Australier hatte schon einiges erlebt und sprühte förmlich, als ich tiefer auf seine Vergangenheit einging.
Auch die Zeit mit der geschrumpften Gruppe zog viel zu schnell vorbei. Josh, der sich um jeden einzelnen wie eine Mutter kümmerte, erhielt von uns schließlich und passend den Spitznamen Bärtige Mutter. Nach drei abenteuerlustigen Tagen auf der größten Sandinsel der Welt hieß es wie so häufig: Abschied nehmen.
Für mich ging es direkt zurück nach Brisbane. Groß war die Freude, als es hier zu einem Wiedersehen mit Sara kam. Gemeinsam mit ihrerer Reisebegleitung Tina, die in Deutschland zu Hause ist, machten wir Brisbane unsicher. Sara, die mehrere Monate in der Metropole gearbeitet hatte, zeigte uns ihre Lieblingsplätze. Darunter eben jenes Gelato-Café, in dem sie für einige Zeit leckerstes italenisches Eis „vertickte“ (kleine Anspielung an den wunderbaren Beitrag der lieben Ven, die aktuell in Auckland, Neuseeland in einer Eisdiele arbeitet).
Die siebzehnstündige Busfahrt von Brisbane nach Sydney am darauffolgenden Tag hielt eine angenehme Überraschungen bereit. So teilte ich mir die Sitzbank mit Natalie, die in Dresden zu Hause ist. Und so lud mich Natalie, von ihrem riesigen Kissen Gebrauch zu machen, das wir in der Mitte auf Kopfhöhe zwischen die Sitze quetschten. Im Gegenzug lud ich die nette Mitreisende um 3 Uhr morgens während eines Zwischenstopps an einer Tankstelle im Nirgendwo auf einen Fleischkuchen (Meat Pie) ein. In Sydney begrüßten uns anschließend „frühlingshafte“ 36 Grad Celsius.
Noch am selben Tag erhielt ich von Alina eine erfreuliche Nachricht, die in mir so etwas wie Aufregung erzeugte. „Heute Abend ist das Rugby-Finale der Liga hier in Sydney und wir könnten günstig an Karten kommen“, las ich auf dem Display meines Smartphones. Einige weitere Nachrichten später waren die Karten, die sonst ein halbes Vermögen kosten, für ein Schnäppchen klargemacht.
Und so saßen wir noch am selben Abend in einem mit 82 000 Tausend fanatischen Rugby-Fans gefüllten Kessel. Ein unbescheibliches Gefühl! Letztlich wurde das Spiel, das über lange Zeit sehr ausgeglichen verlief, einem Finale wahrlich gerecht. Man konnte die Herzen der vielen Fans um uns regelrecht schlagen hören. Die Cowboys entschieden das Spiel gegen die Broncos letztlich mit einem Punkt unterschied in der Nachspielzeit. Für uns etwas unklar und verwirrend zugleich. So ließen wir uns noch Regeln erklären, während einige Fans mit ihren Emotionen bereits auf den Plastikstühlen standen. Tränen flossen! Und auch wir beide verspührten so etwas wie Begeisterung, die Knochen und Mark durchzog.
Am darauffolgenden Abend kamen Alina, Sascha und ich noch einmal zusammen, um bei lauwarmen Temperaturen am späten Abend mit einem letzten Bier, ein Abschiedsbier quasi, auf das Erlebte anzustoßen. Am nächsten Tag ging es für Alina nach Neuseeland, Christchurch. Sascha steuerte nach einigen Tagen in Sydney das wunderschöne Melbourne an und für mich ging es bekanntlich nach Bangkok, Thailand.
Was ich genau in Asien erlebte und wie mir das kontrastreiche Thailand so bekam, lest Ihr in Kürze! Bis dahin 😉